Betrachtung der allgemeinen Sterblichkeit am Beispiel ausgewählter Länder

Im Folgenden soll die Entwicklung der allgemeinen Sterblichkeit in verschiedenen ausgewählten Ländern betrachtet werden und ebenso, ob während der Corona-Pandemie im Zusammenhang mit den Impfquoten eine Verbesserung der Sterblichkeiten ermittelt werden kann.

Vorweg: Nein, im Zusammenhang mit den Impfquoten kann keine Verbesserung der Sterblichkeiten ermittelt werden.

Im weiteren Verlauf dieses Beitrags werden Diagramme gezeigt, die für neun ausgewählte Länder die Sterberaten der Jahre 2016 bis 2021 enthalten. Covid-Tote und Nicht-Covid-Tote werden zudem getrennt ausgewiesen. Darüber hinaus wird jeweils die Rate der vollständig Geimpften angegeben.

Anhand dieser Daten soll bewertet werden, ob eine hohe Impfquote im Kontext von Corona einen positiven Effekt auf die allgemeine Sterblichkeit hat oder nicht.

Methodik des Vorgehens

Die Todeszahlen der jeweiligen Länder wurden von mortality.org abgerufen. In der Datenbank von mortality.org werden die Sterbezahlen von 38 Ländern verzeichnet, bzw. von 36 Ländern, wenn Schottland, Nordirland und England/Wales zu Großbritannien aggregiert werden.

Außer den Sterbedaten stammen alle anderen Daten aus der Datenbank von Our World in Data.

Die Verhältniszahlen (also pro 100 Tausend, 1 Tausend oder in Prozent) wurden alle neu berechnet und nicht als bereits berechnete Daten aus der Datenbank von Our World in Data übernommen. Die Bevölkerungszahlen in Our World in Data sind zwar im Großen und Ganzen verwertbar, aber es fehlt ihnen an Präzision. Die Rückrechnung auf die Bevölkerungszahlen in mortality.org ist präziser. Nach Überprüfung entsprechen diese Bevölkerungszahlen meist genauer den Zahlen, die von den jeweiligen Ländern auch offiziell veröffentlicht werden. Diese rückgerechneten Daten wurden verwendet, um die jeweiligen Relationen zu berechnen.

Die Berichtsrhythmen der Sterbezahlen der jeweiligen Länder sind unterschiedlich. Manche Länder haben bereits die Sterbezahlen bis zur Woche 35 gemeldet, andere (wie Kanada) erst bis zur Woche 17. Andere wiederum haben für das Jahr 2021 noch gar keine Zahlen gemeldet. Von 36 Ländern haben immerhin 22 Länder (bzw. 20 Länder, wenn das Vereinigte Königreich zusammengefasst wird) ihre Sterbezahlen bis zur Kalenderwoche 33 geliefert. Um verschiedene Länder miteinander vergleichen zu können, soll dieser Zeitraum daher im Folgenden verwendet werden, und zwar für diejenigen Länder, die ihre Sterbezahlen bis inklusive der Woche 33/2021 geliefert haben. Ich hätte auch gerne Länder wie Israel dargestellt, aber leider liefert Israel bisher nur die Daten bis zur Woche 31,

Booster-Impfungen wurden hier bisher nicht berücksichtigt. Die Angabe von vollständig Geimpften bezieht sich auf auf Geimpfte, die bisher spätestens nach zwei Dosen (mutmaßlich plus 14 Tage) als vollständig geimpft gewertet werden.

Limitierungen in den Auswertungen

Absolute Todeszahlen wurden auf die Gesamtbevölkerung (nach mortality.org) gerechnet. Sterberaten müssten für eine stärkere Aussagekraft aber auf die Altersgruppierungen gerechnet werden. Denn es ist so, dass in vielen Ländern der Anteil der älterern Menschen steigt und damit auch automatisch die Sterberate, ohne dass es ansonsten besondere Vorkommnisse gäbe. Es ist daher allgemein von einer steigenden Sterberate auszugehen.

Die Höhe der Sterberate ist also sehr wesentlich von der Altersstruktur einer Gesellschaft abhängig. In einigen Ländern ist eine längerfristige Erhöhung der Sterberaten allein schon deshalb zu verzeichnen, weil der Anteil der alten Menschen sich erhöht.

Derartige Effekte kann ich hier leider nicht isolieren.

Die Sterberaten, Covid-Toten und Impfquoten ausgewählter Länder

Im Folgenden wird eine Grafik von neun verschiedenen Ländern gezeigt. Dargestellt sind die Daten jeweils bis zur Woche 33, auch für die vergangenen Jahre.

Die Grafiken sind nach der Impfquote (vollständig Geimpfte) aufsteigend sortiert. Unter den neun hier dargestellten Ländern ist Schweden dasjenige Land mit der bis zur Woche 33 geringsten Impfquote. Gleichzeitig ist Schweden unter diesen neun Ländern das einzige Land, das im Jahr 2021 weniger Tote hatte als in den Jahren zuvor, außer im Jahr 2019. Damit hat Schweden unter den dargestellten neun Ländern eine Alleinstellung.

Insgesamt kann man sagen, dass von 20 Ländern, die ihre Todeszahlen bis zur Woche 33 zur Verfügung gestellt haben, vier Länder eine geringere Sterblichkeit im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 hatten. Es sind dies (auch wenn sie hier nicht graphisch dargestellt sind):

  • Belgien (möglicherweise aufgrund der vergleichsweise hohen Covid-Zahlen in 2020)
  • Schweden
  • Schweiz
  • Norwegen

Auch Finnland als ein weiteres nordisches Land hat keine auffällige Sterblichkeit, wenn sie auch leicht erhöht ist.

Fazit

Ich will damit nicht automatisch sagen, dass eine geringere Impfquote automatisch zu geringeren Sterbezahlen führt. Bei diesen 20 Ländern lässt sich statistisch weder dies noch das Gegenteil so nicht bestimmen und dies allein würde es wohl sowieso nicht sein.

Aber dieses finde ich doch sehr auffällig: Dass genau dasjenige Land, das seine Bevölkerung insgesamt mit dem größten Respekt begegnet ist, nämlich Schweden, wesentlich besser weg kommt als andere Länder.


Quellen:

Our World in Data:

https://ourworldindata.org/explorers/coronavirus-data-explorer

Sterbedaten aus mortality.org

https://www.mortality.org/

3 Kommentare zu „Betrachtung der allgemeinen Sterblichkeit am Beispiel ausgewählter Länder

  1. Hallo, ich würde an ihrer Stelle die Sterbezahlen in Deutschland der ersten Welle KW 10 bis 24 oder auch bis KW 33 (ungeimpft) mit der 3. Welle KW 10 bis 24 oder bis KW 33 in 2021 (vollständige Impfung der Rieskogruppen) vergleichen. Nimmt man die Zahlen vom RKI Sterbegeld nach Sterbedatum, dann ist die Sterberaten in 2021 höher. KW 40 bis KW 10 war die 2. Welle und noch überwiegend ungeimpft. Diese sollte man auch einzeln darstellen und mit dem nächsten Winter ab KW 40 vergleichen. Mfg Dr. Elisabeth Peters

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    1. Guten Abend und danke für die Anregung.
      Sicherlich ist es sinnvoll, die Daten auch in der von Ihnen vorgeschlagenen Weise zu betrachten. Dies für insgesamt 20 bis 36 Länder zu tun, ist datentechnisch aber noch anspruchsvoller als die hier gezeigte Betrachtung.
      Hier habe ich mich aus folgenden Gründen zunächst für die Darstellung ab dem Jahresanfang entschieden:
      • Für eine Aussage ist es vor allem wichtig, dass immer gleiche Zeiträume pro Jahr verglichen werden können. (Das ist hier gegeben.)
      • Direkte saisonale Vergleiche über mehrere Länder lassen sich korrekt nur anstellen, wenn Erkrankungswellen in allen betrachteten Ländern zum gleichen Zeitpunkt stattfanden oder -finden. Das ist so aber nicht der Fall.
      • Für die Beurteilung von allgemeinen Über- oder Unersterblichkeiten ist eine Betrachtung mehrerer Jahre jeweils ab Jahresanfang durchaus aussagekräftig.
      • Die Impfungen begannen frühestens ab Mitte Dezember, in vielen Ländern erst ab Ende Dezember oder im Januar.
      • Insofern ist der Zeitraum im Jahr 2021 immer mit Covid-Impfungen, alle anderen Jahre immer ohne Impfungen.
      • Die statistischen Behörden der Länder legen im allgemeinen auch den Fokus auf Kalenderjahre.
      • Unterjährige Vergleiche in Relation zu den Bevölkerungen sind noch schwieriger als diejenigen nach Kalenderjahren.

      Ich will Ihre Anregung aber gerne im Hinterkopf behalten.

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      1. Hallo Herr Wiethölte, vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich finde Ihre Fragestellung sehr gut, da sie anders als bisher nicht die Impftoten in den Focus nimmt sondern den Effekt der Impfung.

        Ihre Argumentation für ihre Darstellung ist natürlich in sich schlüssig und auch so üblich. Gerade im Ländervergleich möchte man ja Einflüsse, wie die bekannten Massnahmen, zeigen.
        Ihre Bearbeitung der Fragestellung ist insofern sehr interessant, da Sie, aufgrund der schlecht dokumentierten Daten der Impftoten, einfach die Gesamtsterblichkeit einer Population anschauen.
        Als Verhaltensbiologin, die lange Jahre u.a. über die Ontogenese von Verhalten geforscht hat, habe ich den Beginn von Ereignissen, die sowohl im Vergleich mehrerer Jahre wiederholt auftreten oder im Vergleich mehrerer Gruppen wiederholt auftreten sollten, als Beginn einer Analyse genommen. Diese Ereignisse treten jedoch nicht am einem festgelegten Datum sondern folgen biologischen Kriterien. Also der Beginn des Ereignisses und seine Dauer stehen im Vordergrund und muss natürlich für Vergleich normiert werden (z. B. Anzahl / 100 000 und Woche). Deshalb mein Vorschlag s.o. Es könnte sein, dass durch eine unkonventionelle Aufarbeitung der Daten vielleicht der Effekt noch deutlicher wird. Viel Erfolg.
        Mfg Dr. Elisabeth Peters

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